Wie attraktiv ist das Modell 4 “Mosaik” für die Lehrpersonen?

Um diese Frage zu klären, fanden ein Schulbesuch in der “Mosaik”-Schule Lorraine (Bern) sowie Gespräche mit einer Leitungsperson der Pädagogischen Hochschule Bern (PHBern) und einem PH-Studienabgänger statt, der heute bei der “Mosaik”-Schule Munzinger Bern arbeitet. Die Erkenntnisse daraus:

Lehrpersonen-Ausbildung (PH Bern)

Heute wird das Modell 4 und das altersdurchmischte Lernen in der Sek1-Ausbildung teilweise thematisiert. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass Studienabgängerinnen und Studienabgänger in diesen Themen explizit geschult sind. Die Lehrpersonen lernen das Unterrichten in diesen Modellen „on the Job“ (in den Praktika und dann im Beruf).

Die PHBern wird sich voraussichtlich in Zukunft verstärkt auf alters- und niveaugemischte Unterrichtsmodelle fokussieren, da diese auf allen Zyklus-Stufen mehr und mehr am Kommen sind.

Interessierte Lehrpersonen

Es gibt Lehrpersonen auf dem Arbeitsmarkt, die gezielt nach einer “Mosaik”-Schule suchen und sehr gerne in einem solchen Setting arbeiten. Es gibt auch Studierende, die sich gezielt für “Mosaik”-Schulen interessieren und auch ihre Praktikumsplätze so aussuchen. Damit diese Lehrpersonen und Studienabgängerinnen und Studienabgänger für eine Oberstufe Toffen gewonnen werden können, braucht die Schule ein klares Label (z. B. eben “Mosaik-Schule”) und ein Konzept, das die Heterogenität in der Klasse ernstnimmt, damit sich diese Interessierten damit identifizieren können. Sinnvollerweise würde die Oberstufe Toffen auch mit der PHBern zusammenarbeiten und Praktikumsstellen anbieten (Partnerschule).

Neue Art des Unterrichts

Das Modell 4 “Mosaik” verlangt eine spezielle Art, wie sich die Lehrperson auf den Unterricht vorbereitet. Sie muss stark in Aufträgen/Aufgaben denken und kann weniger im Lehrgespräch unterrichten. In diesem Modell ist deshalb die Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen zentral wichtig. Für die SOL-Lektionen erarbeitet eine Lehrperson jeweils spezifische Lernaufgaben für eine Klassenstufe. Diese werden dann allen Klassen zur Verfügung gestellt.

Lehrmittel

Es kommen heute immer mehr Lehrmittel auf den Markt, die leistungsheterogenes Unterrichten unterstützen (z. B. beim Lehrmittelverlag Zürich). Diverse aktuelle Lehrmittel werden heute bereits auf mehrere Niveaus ausgelegt (z. B. Grundwissen und Erweiterungswissen). Mit den heutigen Lehrmitteln kann altersdurchmischtes Lernen bereits durchgeführt werden.

Lehrpersonen-Weiterbildung

Heute gibt es immer mehr Weiterbildungsangebote für Lehrpersonen zu den Themen altersdurchmischtes Lernen und Unterrichten in heterogenen Settings.

Das Modell 4 “Mosaik” aus Sicht der Lehrperson

  • Wenn die Aufträge/Aufgaben einmal vorbereitet sind, können diese wiederverwendet werden. Damit ergibt sich mit der Zeit weniger Vorbereitungsaufwand. Die Lehrperson kann sich so besser Zeit nehmen für die einzelnen Schülerinnen und Schüler.
  • Weil die Aufträge/Aufgaben einfacher ausgetauscht werden können als traditionelle Präparationen, lohnt sich die Zusammenarbeit unter Lehrpersonen mehr. Für Personen, die gerne im Team arbeiten, ist das attraktiv. Wer gerne alleine arbeitet und Teamarbeit nicht mag, ist in einem anderen Modell besser aufgehoben.
  • Aus dem gleichen Grund wird es einfacher, die Klasse einer Stellvertretung “abzugeben”. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten einfach selber weiter an ihren Aufträgen. Die Stellvertretung muss nicht komplette Lektionen neu planen oder eine Präparation übernehmen und ausführen, die ihr vielleicht nicht liegt.
  • Die Lehrperson wird stärker zum Berater/Coach mit Fokus auf dem/r einzelnen Schülerinnen und Schüler. Die Funktion “Dozent” beschränkt sich auf wenige Sequenzen im Unterricht. Dies ist für viele Lehrpersonen befriedigender.
  • Die Lehrpersonen arbeiten mehr vor Ort im Schulhaus (nur so wird Zusammenarbeit möglich) und nehmen weniger Arbeit mit nach Hause.